Bild-Predigt zur Jahreslosung 2024

von Pastor Hans-Hermann Holst am 01.01.2024

Ulrike Wilke-Müller hat dieses gemalt als Bild für die neue Jahreslosung.

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. 1. Korinter 16,14

*********************************************************************************

| Download Predigt (PDF)

| Download Bildbetrachtung Pastor Dittmer aus Kiel (PDF)

*********************************************************************************

 1.) Bildbetrachtung von Pastor Hans-Hermann Holst

Wir sehen zuerst ein Herz. Ein Herz ist ein Ausdruck für Liebe.   Doch ein richtiges Liebes- Herz muss oder sollte rot sein. Grüne Herzen sehen längst nicht so romantisch aus. Doch das Herz, das Frau Wilke-Müller gemalt hat, ist grün – das können wir in doppelter Weise interpretieren:

 a) Zum Einen ist Grün die Farbe des Geschaffenen, die Farbe dieser irdischen Welt. Ja, als Menschen, die von Gott geschaffen worden sind, können wir grundsätzlich lieben und tun es auch. Liebe gibt es in ganz vielfältiger Gestalt in dieser Welt, auch weit außerhalt der Grenzen des christlichen Glaubens. Eltern lieben ihre Kinder, Kinder lieben ihre Eltern, Menschen verlieben sich in andere Menschen, sind dazu bereit, für diese Liebe alles, was haben, aufzugeben.

b) Aber Grün ist auch die Farbe des Neides, der Selbstsucht. Die von Gott so gut geschaffene Welt ist nicht mehr so gut, wie er sie gewollt hat.: Wir Menschen haben uns von Gott abgewandt, kreisen  um uns selber und werden in diesem Sinne grün: ja, auch all unsere menschliche Liebe  ist zuletzt  von diesem Grün der Selbstsucht infiziert, dass Menschen auch in ihrer Liebe letztlich immer wieder auch  sich selber suchen.

Alles, was ihr tut;  im Urtext heißt es:  alles von euch;  oder M.L. hat übersetzt:  alle eure Dinge  - lasst in der Liebe Geschehen!   Damit ist wirklich alles gemeint, nicht nur unser Tun, sondern alles, was uns bestimmt, unser Denken, unser Verhalten und auch unser Nicht- Tun oder unser Schweigen. 

Das Griechische, die Ursprache des Neuen Testaments, kennt ver­schiedene Wörter für das, was wir alles „Liebe“ nennen: Das, was uns meistens in den Medien entgegenkommt, die körperliche oder begehrende Liebe heißt im griechischen „eros“.  Dann gibt es neben anderen Ausführungen  auch noch die „philia“ – das  meint die Freundesliebe, Sympathie für einen anderen Menschen.

Hier bei uns im Urtext steht „agapä“. Damit ist eine ganz andere Liebe gemeint. Eine Liebe, die von Gott kommt, und die Gott uns schenken kann und will.

Hatte ich vorhin gesagt, dass Grün die Farbe des Geschaffenen, des Geschöpfes ist, und auch die Farbe des Neides und der Selbstsucht, so lasst uns nun noch mal auf die Karte sehen:

Doch nun sehen wir hier auf diesem Bild eine eindrucksvolle Bewegung: von oben herab bricht jede Menge leuchtendes Rot-Orange herein – ein Bewegung, die wie ein Trichter auf das grüne menschliche Herz zielt. Dieses Rot-Orange bringt die Liebe Gottes zum  Ausdruck, die AGAPE, die gerade nicht sich selbst, sondern  nur uns sucht, die frei ist von aller Selbstsucht, eine Liebe, wie sie nur von  Gott kommen kann, denn   ER  selbst ist  in seinem Wesen   LIEBE.      Auf dem Bild sehen wir: Ja,  immer war schon unser grünes menschliches Herz  von den liebevollen Händen Gottes umfangen, der  uns täglich mit  der Liebe umsorgt, die wir brauchen. Aber das Bild macht eindrücklich deutlich, dass es da noch eine ganz andere Liebe gibt, die sich auf uns hinbewegt. Ja, darum geht es im christlichen Glauben:  Dass die Liebe Gottes uns Menschen erreicht und unser grüner Herz  durchdringt und verändert. Wenn du verstanden hast und spürst, wie und dass unser liebende Gott DICH  meint,   und DICH  verändert und durchdringt, dann beginnst  du in wirklich selbstloser Liebe die Menschen um dich herum zu lieben. Dann fängst du an und wirst immer mehr zu echter Nächstenliebe fähig.

 

Worin wird diese echte, tiefe, sich aufopfernde Liebe Gottes deutlich?

2.) Krippe und Kreuz

Der ewige, allmächtige Gott war sich nicht zu schade, in diese immer wieder von Sünde und Tod bestimmte Welt zu kommen. Der wahre Gottessohn  J. Christus wird ganz Mensch  und wird der Säugling von Bethlehem. ER ist der einzige, der diese Welt erlösen und retten kann. ER sühnt den  Zorn Gott des Vater über  Bosheit und Sünde  von dir und mir, ER, Jesus nimmt  deine und meine Schuld auf sich und erträgt die Strafe bis zum Tod. So sehr zeigt sich, dass Gott dich und mich liebt. Sinn und Ziel der Sendung Jesu ist, dass wir durch ihn leben sollen ( 1. Johannes 4,9).  Das Kreuz und der Tod Jesu für uns Menschen dort   ist aber immer nur das Vor-Letzte: das Letzte, was dir und mir im Glauben geschenkt wird, ist Frieden mit Gott  und ein Leben bei und mit Gott, hier und auch nach dem Tod in Ewigkeit.

Kannst du dir das schenken lassen? Willst du  darauf verlassen? Willst du das glauben?

Wo diese sich selbst opfernde Liebe unseres Herrn  dein und mein grünes Herz erreicht und durchflutet  und orange und rot werden lässt, da beginnt  eine Agape zu wachsen, die Paulus  in 1.Kor  13   beschrieben hat im sog. Hohenlied der Liebe. Paulus benennt in diesem Abschnitt das Wichtigste: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“ (1. Kor. 13,13).  In der praktischen Anwendung können wir dort lesen:    Die Liebe trägt und erträgt alles, sie duldet alles, sie hofft und sie glaubt alles – und sie  glaubt  und sieht es auch  in meinem  Nächsten.

 

3.) Lerne zu lieben

Liebe Gemeinde, ein  Mann beschloss, einen Garten anzulegen. Als die Saat aufging, wuchs auch der  Löwenzahn. Da versuchte der Gärtner mit mancherlei Methoden, des Löwenzahns Herr zu werden und machte  sich, als alles nichts half, auf, um in der fernen Hauptstadt den Hofgärtner des Königs zu befragen. Der weise alte Gärtner gab vielfältig Auskunft,  wie der Löwenzahn loszuwerden  sei. Aber es erwies sich, dass der Fragende schon alles erprobt hatte. So saßen die beiden eine Zeitlang schweigend beisammen, bis am Ende der Gärtner sagte: „Wenn  denn alles, was ich dir vorgeschlagen habe, nichts genützt hat, dann gibt es nur einen Ausweg: Lerne, den Löwenzahn   zu lieben!" So sehr wir uns über Löwenzahn   im Garten ärgern, so hat er doch einen Nutzen. Das Beste ist immer, den anderen so zu sehen, wie Gott ihn sieht     und so mit ihm umzugehen, wie Gott mit uns umgeht.

Er, Gott, jedenfalls sieht mich nicht als Unkraut, das stört, sondern als Blume, die blühen soll. „Alles was ihr tut geschehe in Liebe“

 Das schenke Gott uns allen.     Amen