Wir sehen zuerst ein Herz. Ein
Herz ist ein Ausdruck für Liebe. Doch
ein richtiges Liebes- Herz muss oder sollte rot sein. Grüne Herzen sehen längst
nicht so romantisch aus. Doch das Herz, das Frau Wilke-Müller gemalt hat, ist
grün – das können wir in doppelter Weise interpretieren:
a) Zum Einen ist Grün die Farbe des
Geschaffenen, die Farbe dieser irdischen Welt. Ja, als Menschen, die von Gott
geschaffen worden sind, können wir grundsätzlich lieben und tun es auch. Liebe
gibt es in ganz vielfältiger Gestalt in dieser Welt, auch weit außerhalt der
Grenzen des christlichen Glaubens. Eltern lieben ihre Kinder, Kinder lieben
ihre Eltern, Menschen verlieben sich in andere Menschen, sind dazu bereit, für
diese Liebe alles, was haben, aufzugeben.
b) Aber Grün ist auch die Farbe
des Neides, der Selbstsucht. Die von Gott so gut geschaffene Welt ist nicht
mehr so gut, wie er sie gewollt hat.: Wir Menschen haben uns von Gott
abgewandt, kreisen um uns selber und
werden in diesem Sinne grün: ja, auch all unsere menschliche Liebe ist zuletzt von diesem Grün der Selbstsucht infiziert,
dass Menschen auch in ihrer Liebe letztlich immer wieder auch sich selber suchen.
Alles, was ihr tut; im Urtext heißt es: alles von euch; oder M.L. hat
übersetzt: alle eure Dinge - lasst in der Liebe Geschehen! Damit ist wirklich alles gemeint, nicht nur
unser Tun, sondern alles, was uns bestimmt, unser Denken, unser Verhalten und
auch unser Nicht- Tun oder unser Schweigen.
Das Griechische, die Ursprache
des Neuen Testaments, kennt verschiedene Wörter für das, was wir alles „Liebe“
nennen: Das, was uns meistens in den Medien entgegenkommt, die körperliche oder
begehrende Liebe heißt im griechischen „eros“.
Dann gibt es neben anderen Ausführungen
auch noch die „philia“ – das meint die Freundesliebe, Sympathie für einen
anderen Menschen.
Hier bei uns im Urtext steht „agapä“.
Damit ist eine ganz andere Liebe gemeint. Eine Liebe, die von Gott kommt, und
die Gott uns schenken kann und will.
Hatte ich vorhin gesagt, dass
Grün die Farbe des Geschaffenen, des Geschöpfes ist, und auch die Farbe des
Neides und der Selbstsucht, so lasst uns nun noch mal auf die Karte sehen:
Doch nun sehen wir hier auf
diesem Bild eine eindrucksvolle Bewegung: von oben herab bricht jede Menge
leuchtendes Rot-Orange herein – ein Bewegung, die wie ein Trichter auf das
grüne menschliche Herz zielt. Dieses Rot-Orange bringt die Liebe Gottes
zum Ausdruck, die AGAPE, die gerade
nicht sich selbst, sondern nur uns
sucht, die frei ist von aller Selbstsucht, eine Liebe, wie sie nur von Gott kommen kann, denn ER
selbst ist in seinem Wesen LIEBE. Auf
dem Bild sehen wir: Ja, immer war schon
unser grünes menschliches Herz von den
liebevollen Händen Gottes umfangen, der
uns täglich mit der Liebe
umsorgt, die wir brauchen. Aber das Bild macht eindrücklich deutlich, dass es
da noch eine ganz andere Liebe gibt, die sich auf uns hinbewegt. Ja, darum geht
es im christlichen Glauben: Dass die
Liebe Gottes uns Menschen erreicht und unser grüner Herz durchdringt und verändert. Wenn du verstanden
hast und spürst, wie und dass unser liebende Gott DICH meint, und DICH
verändert und durchdringt, dann beginnst
du in wirklich selbstloser Liebe die Menschen um dich herum zu lieben. Dann
fängst du an und wirst immer mehr zu echter Nächstenliebe fähig.
Worin wird diese echte, tiefe,
sich aufopfernde Liebe Gottes deutlich?
2.) Krippe und Kreuz
Der ewige, allmächtige Gott war
sich nicht zu schade, in diese immer wieder von Sünde und Tod bestimmte Welt zu
kommen. Der wahre Gottessohn J. Christus
wird ganz Mensch und wird der Säugling
von Bethlehem. ER ist der einzige, der diese Welt erlösen und retten kann. ER
sühnt den Zorn Gott des Vater über Bosheit und Sünde von dir und mir, ER, Jesus nimmt deine und meine Schuld auf sich und erträgt
die Strafe bis zum Tod. So sehr zeigt sich, dass Gott dich und mich liebt. Sinn
und Ziel der Sendung Jesu ist, dass wir durch ihn leben sollen ( 1. Johannes
4,9). Das Kreuz und der Tod Jesu für uns
Menschen dort ist aber immer nur das Vor-Letzte: das Letzte,
was dir und mir im Glauben geschenkt wird, ist Frieden mit Gott und ein Leben bei und mit Gott, hier und auch
nach dem Tod in Ewigkeit.
Kannst du dir das schenken
lassen? Willst du darauf verlassen? Willst
du das glauben?
Wo diese sich selbst opfernde
Liebe unseres Herrn dein und mein grünes
Herz erreicht und durchflutet und orange
und rot werden lässt, da beginnt eine
Agape zu wachsen, die Paulus in 1.Kor 13
beschrieben hat im sog. Hohenlied der Liebe. Paulus benennt in diesem
Abschnitt das Wichtigste: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese
drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“ (1. Kor. 13,13). In der praktischen Anwendung können wir dort
lesen: Die Liebe trägt und erträgt
alles, sie duldet alles, sie hofft und sie glaubt alles – und sie glaubt
und sieht es auch in meinem Nächsten.
3.) Lerne zu lieben
Liebe Gemeinde, ein Mann beschloss, einen Garten anzulegen. Als
die Saat aufging, wuchs auch der
Löwenzahn. Da versuchte der Gärtner mit mancherlei Methoden, des
Löwenzahns Herr zu werden und machte
sich, als alles nichts half, auf, um in der fernen Hauptstadt den
Hofgärtner des Königs zu befragen. Der weise alte Gärtner gab vielfältig
Auskunft, wie der Löwenzahn loszuwerden sei. Aber es erwies sich, dass der Fragende
schon alles erprobt hatte. So saßen die beiden eine Zeitlang schweigend
beisammen, bis am Ende der Gärtner sagte: „Wenn
denn alles, was ich dir vorgeschlagen habe, nichts genützt hat, dann
gibt es nur einen Ausweg: Lerne, den Löwenzahn
zu lieben!" So sehr wir uns über Löwenzahn im Garten ärgern, so hat er doch einen
Nutzen. Das Beste ist immer, den anderen so zu sehen, wie Gott ihn sieht und so mit ihm umzugehen, wie Gott mit uns
umgeht.
Er, Gott, jedenfalls sieht
mich nicht als Unkraut, das stört, sondern als Blume, die blühen soll. „Alles was ihr tut geschehe in Liebe“